Der Professor war nur recht widerwillig zu dieser Gartenparty gekommen. Im sagte es nicht wirklich zu, mit diesen „Leuten aus einer anderen Gesellschaftsschicht“ zusammen zu feiern: Seine Vision bestand eher aus einer Gruppe Intellektueller, die am Stehtisch stehend mit einem Glas in der Hand aus ihrer Erfahrung aus der Uni plauderten. Dazu ein leichtes Gebäck: das war es, was der Professor kannte und verstand.
Er mußte trotzdem heute hier auftauchen, der Grund war seine Enkeltochter. Die war inzwischen 12 Jahre alt und bei ihm für einige Tage untergebracht, da die Eltern beide durch einen Autounfall verletzt wurden (zum Glück nicht sehr gefährlich), aber deswegen einige Tage im Krankenhaus verbringen mußten. Diese Feier, eine Geburtstagsfeier der besten Freundin seiner Enkelin, war aber schon vor Wochen geplant worden und ihr Erscheinen sozusagen eine Pflicht.
Konnte ja auch keiner ahnen, daß die Eltern ihre Tochter heute nicht begleiten konnten!
Im Garten: Die Bierzeltgarnitur
Jedenfalls wurden zur Feier, bei der sehr viele Menschen eingeladen waren, sogenannte Bierzeltgarnituren aufgestellt. Das sind so Tische von 50 x 220 cm Länge. an denen an den Längsseiten einfache Bänke aufgestellt wurden, die genau so lang waren wie der Tisch selbst. An den Stirnseiten kam noch jeweils ein Gartenstuhl: Somit bot jeder dieser Bierbanktische Platz für 10 Personen auf bescheidenem Raum.
Von diesen Bierbankgarnituren waren drei aufgestellt: Sonst gab es keine weitere Sitzgelegenheit im Garten. Als das Abendessen auf einem separatem kaltem Buffet serviert wurde, mußte sich unser Professor also zum Essen auf eine Bierbank niederlassen. Das war natürlich für einen Mann seines Standes überhaupt nicht angebracht! Er, der Professor mit über 70 Jahren Reife, auf einer Bierbank zwischen Studenten und Jugendlichen, die ihm nicht mal annähernd „das Wasser reichen“ konnten! Und dann noch: Fleisch und Wurst vom Grill, mit Kartoffelsalat aus eigener Fertigung! Keine Snacks, keine Dips: Nicht einmal Sekt oder Wein waren vorhanden. Nur Bier und solche komischen Liköre, oder was es sonst war, das die meistens jugendlichen Gäste bis 30 so konsumierten.
Die Bierbank
Also für unseren Professor war diese Zeit bisher eine fürchterliche Qual, und hätte er den Eltern seiner Enkelin nicht zugesagt, für sie zu sorgen, wäre er wohl vor dem Abendessen schon gegangen. Er machte gute Miene zum bösen Spiel: Aber da außer seiner Enkelin ( die allerdings sehr begeistert mit ihren Freundinnen feierte) sowieso kaum einer von ihm Notiz nahm (Ein Skandal! Immerhin war er ein Professor!), fügte er sich im Stillen und hoffte auf den Zeitpunkt, da er endlich wieder mit seiner Enkelin dieses primitive Volksfest verlassen konnte. Einen billigen Wein hatte er im Angebot entdeckt, ansonsten halfen im einige Gläser ebenfalls billigem Mineralwasser über die Dürre hinweg.
Zum Glück bewegten sich die Gäste nach dem Essen, deshalb war er die meiste Zeit der alleinige Gast auf der Bierbank. Er hatte sich natürlich (schließlich war er ja Professor) nicht am Rand der Bank hingesetzt. Nicht daß er eventuell umkippen würde mit der Bierbank ohne Rückenlehne, wenn die anderen drei Gäste plötzlich gleichzeitig aufstanden. Soweit hatte er die Situation im Griff!
Das Unheil erreichte ihn aber völlig überraschend und nicht voraussehbar. Während er gerade an seinem Glas Mineralwasser nippte, seine Enkelin beobachtete und es nicht über das Herz brachte, sie schon zu Gehen zu überreden, setzen sich drei etwas korpulente Jugendliche auf die Bierbank. Genau auf diese, wo der Professor mit seinem Schicksal an diesem Abend haderte. Die setzten sich mit Schwung kommend gleichzeitig auf die Bierbank (eine Rückenlehne war ja nicht vorhanden), und in diesem Augenblick zerbrach das dünne Sitzbrett. Genau in der Mitte, keiner hatte Chancen, Stehen oder Sitzen zu bleiben, auch der Professor nicht.
Billige Bierbänke
Die Ursache war eine sehr liederlich verarbeitete Bierbank, wobei es nicht die Füße betraf, sondern das billig hergestellte Holz. Es war von Hause aus zu dünn, hatte diverse sehr große Astlöcher und war für eine solche Belastung einfach nicht geeignet. Das kommt öfter vor als man es denkt, das diese billigen Bierbänke bei einer Belastung von vier übergewichtigen Jugendlichen (von denen es gefühlt gesehen eine ganze Menge gibt) die Belastung nicht aushält. Schuld sind dann noch nicht einmal diese Jugendliche: Ich hatte bei meiner ersten Bierbankgarnitur auch das Problem, das sie schon beim zweitem Aufbau Knack – Geräusche von sich gegeben hat und ein Riss vom vorzeitigem Ende kündigte.
Inzwischen bin ich wählerischer geworden: Meine zuletzt gekauften Bierbankgarnituren waren auch nicht aus der oberen Preisklasse, aber ich habe das Holz vor dem Kauf auf Schwachstellen untersucht und nur die besten ausgewählt. Das hat zwar lange gedauert und war auch schweißtreibend (weil im Sommer), aber es hat sich gelohnt: Sie stehen heute noch da wie am ersten Tag.
Deswegen kann ich Ihnen nur raten: Egal, in welcher Preisklasse Sie Bierzeltgarnituren aus Holz kaufen: Schauen Sie sich die Hölzer sehr genau an! Sind eventuell schon Risse vorhanden, gibt es viele größere Ast – Stellen (die kleineren sind unproblematisch, wenn es nicht sehr viele auf engem Raum sind), und ist das Holz ordentlich geschliffen und lackiert.
Nur dann werden Sie jahrelang Ihre Freude an der Bierbankgarnitur haben (eine jährliche Pflege gehört trotzdem dazu – nichts bleibt auf unendlich von alleine gut) und sie immer wieder aufstellen können, ohne daß eine Gefahr für Ihre Gäste besteht und Sie zum Schluß wie ein Depp dastehen!
(übrigens: Die Geschichte mit dem Professor war frei erfunden, könnte sich aber tatsächlich so zugetragen haben. Es kann jeden erwischen bei einer billigen, schlechten Bierbank: Dafür muß man noch nicht einmal ein Professor sein!).